Lesenswertes
Das geschriebene Wort - allüberall in then Alpen
Wir lesen gerne! In dieser Kategorie stellen wir Ihnen monatlich verschiedene Romane, Krimis, Märchen, Sagen, Kurzgeschichten, Gedichte und andere literarische Sile, welche als Handlungsort die Alpen haben oder in den Alpen geschrieben wurden. Wir versuchen Ihnen eine breite Übersicht über bekannte Autoren und Autorinnen, Newcomer und zeitgenössische Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu geben. Und natürlich werden wir angeben, welche dieser Bücher eine ideale Reiselektüre abgeben könnten für Ihre nächste Reise in den Alpen.
Zauberberg
Der Zauberberg ist wohl einer der bekanntesten Romane und wichtigsten Werke des großen deutschen Schriftstellers Thomas Mann. Erstmals wurde der Roman 1924 veröffentlicht, und gilt heute noch als ein must-read der deutschen Literatur.
Die Arbeit an diesem Roman dauerte sieben Jahre - genau solange wie auch die Romanhandlung dauert. Der Zauberberg ist die Geschichte von Hans Castorp, einem jungen Schiffsbau-Ingenieur, der in einem Schweizer Bergsanatorium für Lungenkrankheiten seinen Vetter Joachim Ziemßen besucht. Aus dem geplanten dreiwöchigen Aufenthalt, wird aufgrund der auf Castorp ausübenden Faszination, ein Besuch von sieben Jahren.
Während seines Aufenthaltes wird Castorp mit verschiedensten Menschentypen bekannt, die ihn mit den grossen Themen des Lebens konfrontieren - Liebe, Politik, Philosophie, Musik, aber auch Krankheit und Tod. Erwähnt seinen hier die Hauptfiguren neben Castorp: Der Literat und Philosoph Settembrini, Madame Chauchat auf die Castorp mit einer innigen Verliebtheit reagiert, sein Vetter Joachim Ziemßen, der ihn in die Sitten und Gebräuche des Berghofs einführt, Mynheer Peeperkorn, dem neuen Ehemann von Madame Chauchat und Naphta, ein mit kalter Logik ausgestatteter Intellektueller, dem Gegenpol Settembrinis. Daneben tauchen natürlich noch so manche Kranke auf, Doktoren wie Dr. Behrens als Beispiel und natürlich Nebenpersonen auf, die alle wichtige Mitspieler zu sein scheinen.
Der Schauplatz der Handlung mit seiner zauberhaften Bergromantik ist in Davos angesiedelt, wo die Atmosspäre des Berghofs als hermetisch abgeschlossene Welt zu betrachten ist. Ob herrliche Bergromantik im Sommer, oder die tief verschneiten Hänge im Winter - der Leser wird mit allen Sinnen gefangen.
Ein zentrales Motiv im Zauberberg ist die Zeit, die einerseits von den Kranken des Sanatoriums verzerrt wahrgenommen wird, andererseits ist auch der Ablauf des Romans von einer Beschleunigung geprägt, eines sich verschnellerndem Erzählstranges.
Der Hauptdarsteller Castorp ist von Mann mit Absicht in einer gewissen Oberflächigkeit gezeichnet worden - er spielt hier das damalige deutsche Bürgertum - der sich zwischen verschiedenen Einflüssen nicht entscheiden kann, sich zwar zu grösseren Leistungen aufraffen kann, aber auch durch Verlockungen beeinflussen lässt.
Der Roman stieß bereits kurz nach Erscheinung auf grosses Interesse und konnte bereits 1928 über 100.000 verkaufte Exemplare verzeichnen. Insgesamt wurde das Buch in 27 Sprachen übersetzt, wobei heute sogar fünf englischsprachige Versionen verfügbar sind. Bei vielen Darstellern des Romans bediente sich Mann offensichtlich ihm bekannte Personen, was im Nachhinein für allerlei Aufsehens und Wirbel sorgte.
Der Schriftsteller Thomas Mann (eigentlich Paul Thomas Mann) wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren, und verstarb am 12. August 1955 in Zürich. Der grosse deutsche Schriftsteller schrieb Erzählungen und Romane, die das Ende des bürgerlichen Zeitalters
wiederspiegeln. Mit Mitte zwanzig veröffentlichte er den Familienroman 'Die Buddenbrooks - Verfall einer Familie', und erhilet bereits 1929 den Nobelpreis für Literatur. Nach Arbeit an zahlreichen literarischen Werken übersiedlete Mann im Februar 1938 in die USA, wo er eine Gastprofessur in Princeton annahm, später weiter nach Kalifornien. Die Rüchkkehr nach Europa fand 1951 statt, wobei die Manns sich in Zürich niederließen.
Die wohl bekanntesten Werke sind: Buddenbrooks – Verfall einer Familie (1901), Der Zauberberg (1924), Lotte in Weimar (1939), Doktor Faustus (1947), Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1954).
Mann selbst und seine Werke sind aber nie unumstritten gewesen. Einige warfen ihm oberflächige, phantasielose Geschichten vor, die niemals aus einem Ausbruch von Kreativität entstammten, sondern immer minutiös durchgeplant entstanden. Auch zögerte Mann bis 1936 klar gegen das deutsche Regime Stellung zu nehmen. Nach dem Tod von Thomas Mann am 12. August 1955 geriet der Autor zusehens in die Kritik verschiedener Literatenkreise, die ihn als Lohnschreiber des Bürgertums sahen. Das besserte sich erst wieder als der einflussreiche Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki bekannt gab keine besseren Romane zu kennen, als Wahlverwandschaften von Goethe und den Zauberberg von Thomas Mann. Und mit einem Zitat von Marcel Reich-Ranicki wollen wir diesen Beitragauch abschließen: „Dutzende von Schriftstellern erklärten, niemand sei ihnen gleichgültiger als der Autor des Zauberberg. Aber sie beteuerten es mit vor Wut und wohl auch Neid bebender Stimme.“
Der Zauberberg. Große kommentierte Frankfurter Ausgabe. Bd 5/1-2. S. Fischer, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-10-048324-3
28.02.2008